Dunkle Wolken über Pongauer Fußballverein

30.06.2025

Regionalliga West

Die Stadt Bischofshofen verschärft die Gangart gegenüber dem Sportklub. Gefordert wird die Entmachtung von dessen Macher Patrick Reiter.

Beim SK Bischofshofen (BSK) gab es jüngst Grund zur Freude: Der Pongauer Fußballverein hat mit Sturm Graz das vielleicht attraktivste Los überhaupt für die erste Runde des ÖFB Cups gezogen. Vor dem Heimspiel gegen den Bundesligameister am 25. Juli rückt jedoch auch eine endgültige Eskalation in der Auseinandersetzung mit der Stadtgemeinde näher.

In der Causa um das aufgekündigte Nutzungsrecht für die Sportanlage (die SN berichteten) gibt es auch nach über zwei Monaten keinerlei Annäherung. Im Gegenteil, kürzlich verfassten und übermittelten die Vorsitzenden aller in der Gemeindevertretung vertretenen Parteien ein Schreiben mit brisantem Inhalt: Man sei nicht mehr gewillt, mit Patrick Reiter zu kommunizieren, und fordere die gewählten Vertreter des Vereins auf, die Gespräche an seiner statt fortzuführen.

Die Botschaft der Gemeindepolitik liegt auf der Hand: Der Verein muss sich neu aufstellen, wenn man weiterhin auf der Anlage spielen möchte. Und er muss den streitbaren Patrick Reiter entmachten. Dieser ist zwar ohne offizielle Funktion, aber dennoch die zentrale Figur beim BSK. Der 52 Jährige verfügt über eine vom Vorstand ausgestellte Generalvollmacht und übt diese seit Jahren aus. Insider sagen, er sei mittlerweile der "Alleinunterhalter". Interne Kritiker gebe es nicht mehr.

In der formellen Vereinsspitze sitzen Vater Josef Reiter als Obmann und ein Athletiktrainer der Kampfmannschaft als Stellvertreter an den entscheidenden Positionen.

An einen tatsächlichen Umbau der Entscheidungsstrukturen glaubt in der Pongauer Stadt kaum jemand. Der ehemalige Spitzensportler Reiter hat in den vergangenen zehn Jahren ein auf seine Person zugeschnittenes System etabliert. Dieses beinhaltet neben dem Verein auch die Polysport GmbH, die eng verflochten ist. Der GmbH steht Reiter als Geschäftsführer vor. Die in einer schriftlichen Vereinbarung festgehaltenen Geldflüsse zwischen dem BSK und der GmbH sind einer der wesentlichen Kritikpunkte. Zudem bemängeln viele in der fußballbegeisterten Stadt die allgemeine Vereinsführung und Mankos in der Nachwuchsarbeit. "Bischofshofen war immer einer der renommiertesten Ausbildungsvereine Österreichs. Jetzt haben wir noch 74 Kinder", sagt Bürgermeister Hansjörg Obinger (SPÖ). Im gleich großen St. Johann seien es rund 250. Dutzende Jungkicker seien nach Pfarrwerfen oder in andere Nachbarorte abgewandert.

Aus Sicht der Gemeinde müsse wieder der Nachwuchs im Vordergrund stehen. "Dafür unterstützen wir finanziell und sicher nicht für die Kampfmannschaft." Man warte nun ab, ob bzw. wie das Schreiben beantwortet werde. Eine Verlängerung der Nutzungsvereinbarung für Platz und Kabinen scheint zumindest aktuell in weiter Ferne.

Für Vizebgm. Josef Mairhofer (ÖVP) ist das Schreiben ein starkes Signal: "Dass es alle Fraktionen mittragen, sagt auch einiges aus." Bischofshofen stehe zu all seinen Vereinen, es müsse aber auch ein ordentliches Miteinander geben. "Ich hoffe auf die Selbstheilungskräfte innerhalb des BSK. Man kann Vorstände neu wählen und Vollmachten auch zurückziehen." Neben Bürgermeister und Vize haben auch Stadträtin Helena Rieder (Ex-FPÖ) und Gemeindevertreter Philip Rohrmoser (FPÖ) das Papier unterfertigt.

Patrick Reiter spricht seit Monaten nicht mehr mit den "Salzburger Nachrichten", begründet das mit aus seiner Sicht unseriöser Berichterstattung. BSK Obmann Josef Reiter bat am Sonntag um eine schriftliche Zusendung von Fragen, ließ diese jedoch bis zum Redaktionsschluss unbeantwortet.

Nach außen hin bereitet sich der SK Bischofshofen unverdrossen auf die in wenigen Wochen beginnende neue Saison in der Regionalliga West (3. Spielklasse) vor. In den sozialen Medien wird eifrig über die Nachwuchsarbeit und über Neuzugänge berichtet. Das Spiel gegen Sturm Graz sollte trotz Unruhe im Hintergrund gesichert sein. Die Kündigungsfrist für die Sportanlage läuft noch bis ins kommende Jahr hinein. Erst in den letzten Wochen des Meisterschaftsbetriebs im Frühjahr 2026 droht der Ausschluss vom Bischofshofner Sportplatz. Eine solche offene Platzsituation sei kein Ausschlussgrund für die Teilnahme an Meisterschaftsbewerben, sagt Günther Haller, Mitarbeiter des Salzburger Fußballverbands. Jeder Verein könne sich auch auf anderen Sportanlagen einmieten, sofern die Plätze kommissioniert seien.

Reiter könnte den Verein womöglich sogar mitnehmen und dauerhaft andernorts antreten lassen. Die Namensrechte für den 1933 gegründeten BSK liegen laut Vereinbarung in der Polysport GmbH. In einem solchen Fall müsste Bischofshofen unter Umständen von null auf einen neuen Fußballverein gründen.

In der Stadtpolitik hofft man noch auf eine weniger radikale Lösung des seit Jahren schwelenden Konflikts.

Quelle: Salzburger Nachrichten